*Der Artikel zum Thema Yoga ist politisch enthält Amazonlinks*

Yoga ist für viele von uns ein Rückzugsort. Zu Recht! Denn Yoga bietet uns eine Pause vom Alltag und eine Möglichkeit, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Oft hört man, dass Yoga von Haus aus unpolitisch sei. Man gehöre dank Yoga quasi „zu den Guten“. Die vielen positiven Energien aus dem unser persönlicher Yoga-Schutzraum besteht, seien losgelöst von den Sorgen der Welt. Doch genau hier beginnt das Spannungsfeld: Denn Yoga ist nicht nur eine innere Haltung, sondern hat auch eine konkrete Verbindung zum Leben um uns herum.
Yoga ist politisch, ob uns das gefällt oder nicht.
Yoga ist politisch – aber warum?

Im folgenden versuche ich, meine persönlichen Gedanken zu diesem Thema aufzuschreiben. Vielleicht ist nicht alles richtig und bestimmt auch nicht vollständig. Aber ich versuche es dennoch.
Zu diesem Artikel hat mich übrigens dieses sehr ambitionierte Projekt inspiriert. Leider haben die Autoren ihre Arbeit niedergelegt. Für ihr Engagement bin ich ihnen aber sehr dankbar.
Und natürlich auch die momentane politische Weltlage zu diesem Artikel beeinflusst.
Leider.
Yoga hat Wurzeln – und sehr viel Geschichte
Um Yoga auch nur ansatzweise zu verstehen, müssen wir uns seine Geschichte ansehen. Aber ehrlich: eine einigermaßen nennenswerte Abhandlung der Geschichte würde diesen Blog sprengen. Deswegen habe ich weiter unten noch einen Buchtipp für dich.
Doch die Eckpunkte sehen so aus: Yoga stammt aus aus einer jahrtausendealten, indischen Tradition. Dort beinhaltet Yoga weit mehr ist als nur Körperübungen, sondern zum Beispiel auch wesentliche Aspekte der Lebensführung.
In Indien beschäftigt man sich viel mit Meditation, Yoga und energetischen Praktiken. Aber allein deswegen zu behaupten, Indien sei ein friedvolles Land, wäre mehr als blauäugig. Der Subkontinent hatte vor, während und nach seiner Kolonialisierung etliche gesellschaftliche und politische Probleme. Das traurigste Beispiel ist meiner Meinung nach das Kastenwesen, das ja immernoch existiert. Oder die extrem hohen Fälle von sexueller Gewalt gegen Frauen.
Yoga und die kulturelle Aneignung
Yoga und die kulturelle Aneigung ist ein gutes Beispiel dafür, welchen politischen Hintergrund Yoga noch hat.
Hast du dir schon mal Gedanken über die vielen Buddhaköpfe gemacht, die man überall kaufen kann?
Die britischen Kolonialherren haben nämliche ihre besondere Form der Gewalt in dieses Land gebracht.
Um ihre Verachtung gegenüber der dortigen Bevölkerung, ihren Traditionen und ihrem Glauben zum Ausdruck zu bringen, wurden von ihnen die alten Heiligtümer geschändet. Und die abgeschlagenen Köpfe der Buddhafiguren wurden wortwörtlich über den Acker gekickt oder fanden über Umwege ihren Einzug ins europäische Wohnzimmer. Dekorationswütig, wie wir sind, kaufen wir auch heute noch gerne diese Nachbildungen.

Im Westen hat sich Yoga stark verändert – manche sprechen sogar von kultureller Aneignung. Denn während Yoga hier gerne als Lifestyle-Produkt mit teuren Matten und trendigen Outfits vermarktet wird, bleibt der eigentliche Ursprung oft unsichtbar.
Natürlich will ich dir Yoga nicht vermiesen. Aber sehe dies vielleicht als eine Einladung, dich bewusster mit seiner Geschichte zu beschäftigen. Was bedeuten die Begriffe, die wir im Yoga nutzen? Welche Traditionen stecken dahinter? Und wie können wir Yoga respektvoll in unser Leben integrieren?
Und wenn du eine Buddhafigur besitzt, dann behandle sie mit Respekt.
Yoga und soziale Gerechtigkeit – gelebte Werte auf und neben der Matte
Verbundenheit, Mitgefühl, Ahimsa (Gewaltlosigkeit) – all das sind zentrale Prinzipien im Yoga. Doch diese Werte hören nicht auf, wenn wir von unserer Matte aufstehen. Sie lassen sich immer auch auf gesellschaftliche Themen übertragen: Wie begegnen wir anderen Menschen? Wie steht es um Gleichberechtigung, Zugang zu Bildung, soziale Gerechtigkeit?
Immer mehr Yogastudios setzen sich für solche Fragen ein. Zum Beispiel durch inklusivere Kursangebote, durch Unterstützung von sozialen Projekten oder einfach durch einen bewussten Umgang mit Sprache und Gemeinschaft. Denn wenn Yoga bedeutet, in Verbindung zu treten – mit uns selbst und mit der Welt – dann ist es nur logisch, dass diese Verbindung auch über die Matte hinausgeht.
Wer kann sich Yoga leisten?
Vielleicht hast Du es selbst schon bemerkt: Yoga ist nicht für jeden gleich zugänglich. Hochpreisige Studios, exklusive Retreats, teure Kleidung – all das kann eine Barriere sein. Dabei sollte Yoga für alle da sein, unabhängig von Einkommen oder sozialem Hintergrund.
Die gute Nachricht: Es gibt immer mehr Initiativen, die Yoga niederschwelliger anbieten. Von kostenlosen Online-Klassen bis hin zu Kursen auf Spendenbasis. Lobenswert finde ich offene Yoga-Treffs, in manchen Städten in Parks organisiert werden. Diese sollte es viel öfters geben.
Yoga als Form von Engagement
In dem großartigen Film Yoga – Die Kraft des Lebens erzählt der französische Filmemacher Stéphane Haskel von karitativen Yoga-Projekten. Hier kann man lernen, wie wichtig und heilsam Yoga für bedürftige und sozial schwache Menschen geworden ist.
Manche Yogis und Yoginis nutzen ihre Yogapraxis ganz bewusst als Plattform für gesellschaftliche Themen. Sei es durch Charity-Events, durch Workshops zu Nachhaltigkeit oder einfach durch das Teilen von Wissen.
Aber auch auf persönlicher Ebene kannst du mit Yoga etwas verändern – in deinem Denken, in deinen Handlungen. Vielleicht hilft dir deine Yoga-Praxis, geduldiger mit anderen umzugehen. Vielleicht konsumierst du bewusster oder setzt dich für mehr Achtsamkeit in deinem Umfeld ein. Yoga ist politisch und bleibt es auch. Aber in einem anderen Kontext.
By the way: MondYoga gehört auch zu den kostenlos zugängigen Yogaprojekten, auch wenn hier kein Yoga gelehrt wird!
(Das wollte ich mal gesagt haben)
Dein Körper und deine Entscheidung

Ein weiterer spannender Aspekt: Yoga bringt uns in Kontakt mit unserem Körper – und unser Körper ist nicht unpolitisch. Welche Körperbilder begegnen uns in der Yogawelt? Gibt es Vielfalt oder dominieren bestimmte Ideale? Und wie können wir Yoga als einen Raum gestalten, in dem sich wirklich jede*r willkommen fühlt?
Es lohnt sich, darüber nachzudenken. Denn Yoga sollte kein Wettbewerb sein, sondern eine Einladung, im eigenen Körper anzukommen – unabhängig von Alter, Gewicht oder Beweglichkeit. Denn obwohl wir es eigentlich alle besser wissen sollten, wird immer wieder über Mobbing und Bodyshaming in Verbindung mit Yoga berichtet.
Yoga ist politisch, denn Yoga verbindet
Ob wir es wollen oder nicht: Yoga ist immer auch ein Spiegel der Gesellschaft, in der wir leben. Wir können es als reine Körperpraxis sehen – oder als eine Möglichkeit, bewusster mit uns selbst und der Welt umzugehen. Es geht nicht darum, Yoga zu einem politischen Statement zu machen, sondern darum, die Werte, die wir auf der Matte leben, auch in unseren Alltag mitzunehmen. Yoga ist politisch, weil wir und alles um uns herum etwas mit Politik zu tun. Der Mensch lebt nicht allein auf einer Insel.
Vielleicht ist genau das die größte Kraft des Yoga: Dass es uns zeigt, wie alles miteinander verbunden ist. Und dass wir die Möglichkeit haben, durch kleine Veränderungen Großes zu bewirken.
(Eine Möglichkeit besteht darin, in zwei Wochen wählen zu gehen!)
Berühmte letzte Worte
Selten habe ich an einem Artikel so lange recherchiert und geschrieben, wie an diesem.
Was ist deine Meinung zu dem Thema?
Hast du früher schon mal darüber nachgedacht, was du mit deiner Yoga-Praxis verändern kannst?
Erzähle es mir!
Ganz zum Schluss habe ich noch einen schönen Buchtipp für dich:
Ein großartiges Nachschlagewerk über die 5000 Jahre alte Geschichte des Yoga.
- Preis Stand Februar 2025: 39,90 Euro (Gebundenes Buch)
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Text: Yoga ist politisch – Mit Yoga bewegst du mehr, als du glaubst ©mondyoga.de
Alle Fotos: Yoga ist politisch – Mit Yoga bewegst du mehr, als du glaubst! ©mondyoga.de unter Verwendung von kostenlosen Stockfotos von Canva.com

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